Matthias Horx hat in einem Artikel Die Zukunft des Automobiles schon in 2007 die Entwicklungstrends sehr gut zusammengefasst. Sehr viele Autohersteller entwickeln zur Zeit neue Antriebskonzepte und präsentieren meist Prototypen auf den entsprechenden Messen. Auch sind serienreife Fahrzeuge für die nächsten Jahre angekündigt. Besonders das Elektroauto, als Hybrid oder vollständig über eine Batterie versorgt, scheint im Moment das Rennen zu machen. Auch in USA wird es 2010 eine erste grosse Installation von Elektrotankstellen geben und Nissan wird über 5000 neu entwickelte Fahrzeuge vom Typ Nissan Leaf ausliefern.
Die deutschen Autohersteller scheinen dennoch an der alten Technik festzuhalten. In einem mit Karl-Heinz Büschemann geführten Interview auf changeX erkennt man die Trägheit der deutschen Autohersteller. Gerade in der Motorenentwicklung, die ja über Jahrzehnte eine Domäne deutscher Ingenieure war, scheint wenig Bereitschaft vorhanden zu sein, umzudenken. Für die Ingenieure in der Entwicklung – allesamt Wissensarbeiter mit guter Ausbildung und zum Teil enormer Erfahrung – bricht ihre Existenz als Experten für Verbrennungsmotoren oder Vergasertechnik einfach weg. Ein typisches Verhalten ist daher das sture Festhalten an der alten Technologie. Wer 20 Jahre Benzinmotoren entwickelt hat, aber noch weitere 20 Berufsjahre vor sich hat, steht vor einer schwierigen Entscheidung.
Disruptive Technologiewechsel sind für Wissensarbeiter, deren Kapital ihr Wissen und ihre Erfahrung in der Anwendung dieses Wissens ist, die gefährlichsten Situationen. Generell kann man davon ausgehen, dass sich solche Wechsel meist über ein Jahrzehnt hinziehen. Beispiele sind hierfür im Software Engineering der Wechsel von prozeduraler zu objektorientierter Programmierung oder in der Elektronik von der Analog- zur Digitaltechnik. In solchen Momenten spielt es eine grosse Rolle, ob das Unternehmen, in dem man beschäftigt ist, grundsätzlich einmal diesen Technologiewechsel sieht und auch mitmachen möchte, und auf der anderen Seite, inwieweit das Unternehmen bereit ist, in die bestehende Mannschaft zu investieren und den Technologiewechsel auch durch Unterstützung von aussen zu ermöglichen. Das alles nützt natürlich nur, wenn auch jeder Wissensarbeiter selbst bereit ist, sich in ein neues Gebiet einzudenken und so viel Selbstvertrauen hat, dass er zumindest zu Beginn als Anfänger keinen Expertenstatus mehr hat.
der wissensarbeiter