BaustelleVor einigen Tagen erzählte mir in der Mittagspause ein Kollege eine interessante Geschichte über Missverständnisse zwischen dem Bauleiter und den Handwerkern, als er vor rund 14 Jahren sein Haus baute. Zum Beispiel wurden Stahlsäulen an einer Stelle im Haus gesetzt, die aufgrund eines geplanten Schwedenofens eher ungünstig war. Wegen der Wärmeentwicklung rund um den Schwedenofen bestand die Gefahr, dass sich eine Stahlsäule um wenige Millimeter ausdehnt und dies dann Risse in Wänden und Decken verursachen könnte. Da der Bauleiter weder den Ofenbauer mit dem Monteur der Stahlstützen vernetzte, noch von beiden einforderte, erst bei freigegebener Planung mit der Montage zu beginnen und auch keine Kultur einer gemeinsamen Vision und Zusammenarbeit unter den Handwerkern entstanden war, arbeitete eben jeder höchst arbeitsteilig vor sich hin.

Arbeitsteilung ist grundsätzlich gut, kann man so doch eine hohe Effizienz erreichen. Allerdings nur, wenn die Aufgaben klar und eindeutig anhand von zeitlicher Planung und Architektur definiert sind. Sobald die Dinge etwas komplexer werden und plötzlich Abhängigkeiten zwischen Stahlsäulen und Schwedenofen entstehen, braucht es entweder eine Koordination durch den Bauleiter, falls dieser die Abhängigkeiten erkennt, oder eine Kultur der Zusammenarbeit zwischen den Handwerkern. Diese hätten dann die Chance gehabt, diese thermische Abhängigkeit zwischen Stahlsäule und Schwedenofen zu erkennen und entsprechend das Problem zusammen mit dem Bauherrn zu lösen, indem zum Beispiel ein alternativer Ort für den Schwedenofen bestimmt worden wäre.

Wenn Handwerker in der Effizienzfalle sind und der Bauleiter dies nicht erkennt, dann ist strikte Arbeitsteilung zwar effizient aber nicht effektiv. Die Lösung ensteht zwar schnell und kostengünstig, bringt aber nicht das gewünschte Ergebnis.

Die folgende Grafik zeigt die beiden grundsätzlich unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit.

ArbeitsteilungKollaborativesProblemlösen

Bei strikter Arbeitsteilung müssen die Teilergebnisse am Schluss sauber zusammenpassen, damit die Gesamtlösung funktioniert. Beim gemeinsamen Problemlösen ist die grundlegende Idee, unterschiedliche Kompetenzen in den Problemlöseprozess zu bringen um so eine Lösung zu finden, die alle relevanten Aspekte berücksichtigt. Im Artikel Wissenslücken und Ahnungslosigkeit – eine teuflische Kombination für Projekte habe ich die Problematik des oft fehlenden gemeinsamen Problemlösens noch weiter erläutert.

Bei vielen Projekten ist dies einer der Hauptfehler, der am Schluss zu schlechten Projektergbnissen führt. Gerade in der Anfangsphase eines Projektes müssen die Wissenslücken schonungslos aufgedeckt werden und kollaboratives Problemlösen steht im Vordergrund. Wenn dann die Abhängigkeiten bekannt sind und Arbeitspakete sauber definiert werden können, dann ist Arbeitsteilung der ideale Weg, Effizienz in das Projekt zu bringen.

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