Bar Camps, auch Unkonferenzen oder Open Space Camps genannt, gewinnen seit einigen Jahren immer mehr Anhänger. Viele Menschen sind enttäuscht von den immer gleichen Powerpoint Präsentationen an den klassischen Konferenzen, die im Giesskannenverfahren versuchen, Erfahrungswissen zu vermitteln. Auch meine eigene Erfahrung aus dem Besuch vieler Konferenzen der letzten Jahre zeigt, dass oft die Gespräche mit anderen Konferenzteilnehmern oder Referenten die interessantesten Erlebnisse sind. Was ist aber nun ein Bar Camp? Das folgende Video auf Youtube erklärt sehr einfach, wie ein Bar Camp funktioniert.
Bar Camps setzen also den Austausch untereinander in den Fokus und nicht so sehr die Vermittlung von Wissen vom Experten zum Zuhörer. Angestrebt wird ein Diskurs auf Augenhöhe, bei dem jeder mal Lehrender und Lernender sein darf und sein muss. Jeder Teilnehmer kann also Sessions vorschlagen und je nach Interesse der anderen Teilnehmer wird diese durchgeführt oder nicht. Das entscheidet sich beim Voting nach der kurzen Präsentation aller vorgeschlagenen Sessions am Morgen des Bar Camp Tages. Bei den beiden PM-Camps in Dornbirn war es jeweils so, dass die Anzahl der verfügbaren Slots die Anzahl der Vorschläge begrenzt hat. Also jeder, der eine Session vorschlug, kam auch zum Zug so lange noch ein Slot frei war. Aus der Erfahrung des Besuchs einiger weniger Bar Camps bisher, sehe ich zwei unterschiedliche Formate von Sessions:
- Erfahrungsaustausch mit einem kurzen einführenden Vortrag, der nicht zwingend aus Powerpoint Folien bestehen muss sondern durchaus auch frei oder auch mit Hilfe eines Flipcharts präsentiert werden kann. Der Haupteil der Session besteht aus Fragen und Antworten zum Thema. Ziel ist es, dass alle etwas über das Thema lernen durch den Austauch der Erfahrungen von anderen Teilnehmern. Am Ende werden die wichtigsten Resultate z.B. mit einem Flipchart festgehalten.
- Problemlösung: der Initiator der Session stellt eine Problemstellung vor und man möchte gemeinsam Lösungen diskutieren bzw. erarbeiten. Die Herausforderung ist hier, alle Teilnehmer in den Problemlöseprozess zu involvieren und je nach Kenntnisstand immer im gemeinsamen Diskurs zu behalten. Wichtig ist hier auch, neben der Divergenz der Lösungsvorschläge auch im Verlauf der Diskussion eine Konvergenz herzustellen, falls dies möglich ist. Selbstverständlich kann die Diskussion auch mit einer Reihe völlig unterschiedlicher Vorschläge zu Ende gehen.
Entscheidend für eine erfolgreiche Session scheint mir neben dem gewählten Thema immer auch die Erwartungshaltung sowie das Diskussionsverhalten der Teilnehmer zu sein. Wollen diese diskutieren und ihre Position zum Thema loswerden oder geht es darum gemeinsam durch Kombination der Beiträge Einzelner ein Gesamtbild entstehen zu lassen, von dem alle am Schluss profitieren. Gerade hier können sich Bar Camps auch noch verbessern. Gemeinsames zielorientiertes Diskutieren und Arbeiten erfordert eben auch Disziplin.
Karlheinz Pape hat eine sehr gute Zusammenfassung darüber geschrieben, auf was man aus Veranstaltersicht bei Bar Camps achten muss, damit die Erwartungen der Teilnehmer auch erfüllt werden. Empfehlen kann ich auch noch den Leitfaden für Bar Camps von Thorsten Maue sowie die stets aktuelle Liste von Bar Camps in Deutschland, Schweiz und Österreich von Jan Theofel.
In diesem Jahr bin ich auch Mitorganisator des Knowledge Camps, das im Herbst (19./20.09.2014) in Hagen/Deutschland stattfinden wird und sich intensiv mit den Themen „Wissensarbeit“ und „Wissensarbeiter“ auseinandersetzen wird.
Hat dies auf Klaus Burkard rebloggt und kommentierte:
Barcamps ! von Jörg Dirbach
Vielen Dank!