Im Blog von Michael Fridrich fand ich einen Beitrag, der die Demokratisierung des Wissens, das in den Köpfen der Mitarbeiter weilt, als Ziel von Wissensmanagement darstellt:

„Für Unternehmen und ihre Führungskräfte muss es deshalb darum gehen, die innerbetrieblichen Prozesse des Informationsaustauschs zu systematisieren und eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Wissen demokratisiert und allen relevanten Nutzergruppen zur Verfügung stellt. Individuelles Wissen muss also seinen flüchtigen Zustand verlassen und in ein kollektives Firmenwissen, das durch Stabilität und Zugänglichkeit gekennzeichnet ist, überführt werden.“

Wissen ist für Wissensarbeiter das einzige Produktionsmittel. Das Bestreben, dies in ein Kollektiveigentum des Unternehmens zu überführen, auf das jeder unabhängig von den Personen zugreifen kann, ist aus den folgenden Gründen zum sicheren Scheitern verurteilt:

  • Welcher Wissensarbeiter hat die Motivation, sein Wissen für alle verfügbar zu machen? Zwang oder extrinsische Anreize bewirken hier nur oberflächlich etwas.
  • Wissensarbeiter, die auf einem Fachgebiet über Expertise verfügen, können gar nicht artikulieren, was sie wissen. Hier gilt der bekannte Satz von Dave Snowden: „You only know what you know when you need to know it“. Was ein Wissensarbeiter weiss, tritt nur zu Tage, wenn er dieses Wissen in Problemlöseprozessen benötigt. Das funktioniert genauso, wie wir Menschen nicht die Namen aller Personen nennen können, die wir kennen. Erst wenn wir die Person sehen, fällt uns (meist) der Name ein.
  • Auch wenn wir das Wissen sehr gut externalisieren könnten, dürfen wir den Lernprozess des Wissensempfängers nicht unterschätzen. Der Wissensträger hat vielleicht 10 Jahre benötigt um sich die Expertise aufzubauen. Nur weil er ein schönes Dokument geschrieben hat, ist es eine Illuson zu glauben, der Lernprozess liesse sich auf ein paar Tage oder Wochen reduzieren. Für eine Abfrageprüfung wie die leider so weit verbreiteten Zertifizierungen im Software Engineering oder im Projektmanagement mag das vielleicht reichen. Soll diese Person aber ein komplexes Problem lösen, sieht es ganz anders aus. Man wird feststellen, dass es hier nach wie vor sehr grosse Unterschiede zum Experten gibt. Hier gilt der von mir geprägte Satz: „You only know what you should know, when you need to know it„.

Somit hat auch der Kommunismus in der Wissensgesellschaft keinen Platz. Die Produktionsmittel – das Wissen, die Expertise – gehört den Mitarbeitern. Die Organisation – also das Unternehmen – muss Rahmenbedingungen schaffen, in denen die Wissensarbeiter dieses Wissen optimal zur Entfaltung bringen und sich neues Wissen aneignen können. Wer seine Wissensarbeiter nur enteignen möchte, wird nicht mehr lange im Geschäft bleiben.

der wissensarbeiter

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