Seit vielen Jahren lässt sich gerade in der schnelllebigen IT-Welt ein Phänomen beobachten, dass wir uns bei den Banken vor ein paar Jahren nur zu gerne gewünscht hätten: statt too big to fail: too big to keep up (auf deutsch: zu gross um mitzuhalten).

Bereits DEC (Digital Equipment) hat es vor fast 20 Jahren getroffen, als die es verpasst hatten, auf den Zug der Personal Computer aufzuspringen.

The rapid rise of the business microcomputer in the late 1980s, and especially the introduction of powerful 32-bit systems in the 1990s, quickly eroded the value of DEC’s systems„.

Nixdorf war damals ein ähnlicher Fall.

Jedoch konnte sie dem grundlegenden Wandel in der Computer- und Elektronikbranche nicht folgen. Wichtige Markttrends wie der Siegeszug der Personal Computer wurden verpasst„.

Auch IBM kam dann kurze Zeit drauf an die Reihe bis der neue Chef Louis Gerstner aus IBM eine kundenorientierte Service Company machte. Bis dahin entwickelte IBM möglichst wenig standardisierte Hardware und schaffte es nicht, eigentlich gute Software wie OS/2 erfolgreich zu vermarkten.  Mit Louis Gerstner standen plötzlich die Kunden und deren Probleme im Vordergrund. Dabei musste Gerstner die Unternehmenskultur total verändern

Until I came to IBM, I probably would have told you that culture was just one among several important elements in any organization’s makeup and success—along with vision, strategy, marketing, financials, and the like… I came to see, in my time at IBM, that culture isn’t just one aspect of the game, it is the game. In the end, an organization is nothing more than the collective capacity of its people to create value.“

Wie sieht es heute aus: Microsoft hatte unter Bill Gates bereits das Internet stark unterschätzt. Auch der Zug mit dem Boom der Smartphones scheint an Microsoft vorübergezogen zu sein. Und aktuell macht der neueste Boom der Tablets – allen voran das iPad – dem Verkauf von Laptops und damit auch von Windows – Software schwer zu schaffen. Ein Mitarbeiter, der kürzlich Microsoft verlassen hat, berichtet:

It’s a very inefficient company, with very little or nothing being done to make it better. MS has small windows of actual product development (new code being written) followed by long period of stabilization. It’s waterfall as its best.“ … „Since MS has a performance review system that values ‚individual‘ contributions over team work, everybody want to make impact on everything.“

Auch Giganten wie google, merken plötzlich, dass die Welt sich so schnell dreht und sie trotz ihres beeindruckenden Erfolgs Megatrends wie Social Networks verpassen. Der Ex-Chef von google, Eric Schmidt, hat jetzt offen zugegeben, Social Networks wie Facebook total unterschätzt zu haben.

„Schmidt bezeichnete es als einen der größten Fehler seiner Karriere, die Bedrohung durch den Konkurrenten Facebook nicht ausreichend ernst genommen zu haben.“

Die Frage ist, warum erfolgreiche Weltunternehmen immer wieder so wichtige Trends verpassen. Alle genannten Unternehmen haben Research Departments mit den besten Mitarbeitern, die mit Sicherheit wesentlich früher über neue Technologien oder auch Marktströmungen Bescheid wissen als Aussenstehende. Dennoch scheint es, dass gerade Trends, die ein gewisses Mass an Veränderung benötigen um damit erfolgreich zu sein, gerade den ganz grossen Unternehmen Schwierigkeiten macht. Nixdorf und DEC waren mit den Mainframes und Minicomputern einfach zu erfolgreich um den beschwerlichen Weg einer grösseren Erneuerung auf sich zu nehmen. IBM hat es damals mit einer Radikalkur gerade noch geschafft. Microsoft und vielleicht bald auch google merken: Erfolg und Grösse machen träge, besonders wenn man über viele Jahre selbst Trends gesetzt hat und  jetzt zu behäbig geworden ist, rasch auf Trends aufzuspringen, die man nicht selbst geprägt hat.  

der wissensarbeiter

 

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  1. Wie wahr, wie wahr!

    Dies erlebe ich im Ansatz auch in der eigenen Firma.

  2. Thomas Nagel sagt:

    M.E. Fehler Nummer Eins: den eigenen „Untergebenen“ nicht glauben.
    Anders gesagt: Immer nur dann etwas als richtig erachten, wenn man externe Expertise für viel Geld einkauft.

  3. wissensarbeiter sagt:

    Der Prophet im eigenen Land ist oft nicht viel Wert. Aber das hängt sehr stark von der Unternehmenskultur ab. Die Einführung von Social Media Tools im Unternehmen kann dabei helfen, wenn das obere Management bereit ist, diesen Weg mitzugehen um alle Mitarbeiter nicht nur am permanenten Wandel zu beteiligen, sondern sogar dazu auffordert aktiv mitzumachen. Wenn allerdings weiterhin höchste Effizienz im Vordergrund steht, klappt das nicht.

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