Am 17. September fand im Rahmen der von der Firma Pionierbasis organisierten Arbeitskreise eine Konferenz zu verschiedenen Themen rund um das Software Engineering im schönen Voralrberg statt. Am Tag zuvor, am 16. September startete das hervorragend organisierte Event mit einer sehr interessanten Keynote von Alistair Cockburn mit dem Titel Disciplined Knowledge Acquisition in Product Development. Die Keynote steht auch auf Youtube zur Verfügung. Eine sehr interessante aber eigentlich schon lange bekannte Kernaussage dabei ist, dass agile Entwicklung sich besonders dazu eignet, dass sich das Team schnell neues Wissen aneignet, das für das Verständnis von Problem und Lösung notwendig ist. Er betont dabei mehrfach, dass die Fokussierung auf die ständige Auslieferung von Business Value nur eine Strategie ist. Eine andere, genauso wichtige ist es, Wissenslücken zu schliessen. Seine Erläuterungen, die auf seiner Website zu finden sind, zeigen sehr schön auf, was es bedeutet, früh oder eben erst sehr spät zu lernen. Alistair Cockburn wird am 14. und 15. Oktober bei Zühlke einen zweitägigen Kurs mit dem Titel Advanced Agile geben. Auch hier wird einer der Schwerpunkte seiner Sichtweise auf agile Entwicklung sein, Learn to reduce risk and maximize results by viewing design as a Knowledge Acquisition activity.

Am zweiten Tag startete dann die Konferenz mit einer Keynote von Jens Coldewey zum Thema Behandlung von Produkten als Projekte. In den verschiedenen Tracks über Anforderungen, Lean/Agile, Technik-Trends sowie Führung und Kommunikation gab es immer wieder erhellende Vorträge. Mein Vortrag mit dem Titel Softwareentwicklung mit Verstand schloss nahtlos an die Aussagen von Alistair Cockburn an: Softwareentwicklung ist Wissensarbeit und bei Wissensarbeit müssen die handelnden Akteure auf dem Weg zur Lösungsfindung alle vorhanden und sich neu ergebenden Wissenslücken schliessen. Ich habe das bereits ausführlich hier im Blog beschrieben.

Die Session von Ilona Geiger zum Thema Situatives Führen fand ich sehr interessant. Ilona Geiger versuchte nicht wie manch andere Vortragende, zu viel Theorie innerhalb von 45 Minuten zu vermitteln, sondern sie beschränkte sich auf die Vorstellung des Situativen Führens nach Hersey und Blanchard, unterstrichen mit der Einspielung mehrerer kurzer Videos und der Anwendung dieses Modells durch die Zuhörer. Der Effekt für mich ganz persönlich ist, dass mir das vorgestellte Modell auch fast zwei Wochen nach der Veranstaltung noch gegenwärtig ist, während ich viele Aussagen anderer Sprecher im Moment nicht mehr präsent habe, da es mir im Vortrag nicht gelungen ist, eine dauerhafte Verbindung zu meinem bestehenden Wissen zu schaffen. Lernen durch Erleben, also durch eigenes Ausprobieren und Reflektieren ist der Schlüssel zu Knowledge Acquisition, sei es im Projekt als Wissensarbeiter oder bei einer Konferenz.

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  1. Vielen Dank für die kritische Würdigung der Pionierbasis-Konferenz! Deine Gedanken zur „Knowledge Acquisition“ beschäftigen mich schon Jahre in den unterschiedlichsten Kontexten (Schule, Studium, Lehre, Workshops und Konferenzen). Ich bin der Überzeugung, wirkliches Lernen bzw. Wissenserwerb kann bei reiner Inputorientierung nicht funktionieren. Erst wenn es persönlich berührt und im Austausch mit Anderen geschieht, bleibt es im Gedächtnis haften. Dennoch kämpfen „wir“ gegen ein mächtiges Paradigma. Wir lernen von klein auf, lernen ist wenn jemand vorne etwas erzählt. Natürlich gibt es Ausnahmen, dennoch bleiben es (noch) Ausnahmen.

  2. wissensarbeiter sagt:

    Hallo Patrick
    Danke für deinen Kommentar. Ja, das Paradigma ist wirklich so fest in vielen Köpfen verankert, dass es noch ein langer Weg sein wird.
    Wenn Kinder ganz klein sind, lernen sie eigentlich noch so, wie es die Natur über Millionen von Jahren optimiert hat. Durch eigenes Erleben und „fail fast and cheap“. Kinder fallen hunderte Male hin bis sie sicher laufen können. Erst mit Eintritt in den Kindergarten oder etwas später in die Schule werden sie vom richtigen Weg des Lernens abgebracht.

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