In der NZZ am Sonntag vom 30.01.2010 schreibt Martin Helg in seinem Artikel Das erweiterte Bewusstsein über den allgegenwärtigen Zugriff auf Information. Was früher nur in Bibliotheken verfügbar war, findet man heute an jedem Ort zu jeder Zeit mit dem Laptop, dem iPhone und zukünftig, vielleicht noch bequemer, mit dem iPad.
Information wird zur Alltagsware. Weder die Zugriffsgeschwindigkeit darauf noch die prinzipielle Verfügbarkeit kann noch Vorteile bringen.
Martin Helg schreibt: Die Nivellierung und Demokratisierung des Wissens führt aber auch zu seiner Entwertung. Es kann heute kaum noch Menschen ernähren. Hausärzte verlieren Patienten, die alles besser wissen. Bergführern springen Kunden ab, die über jeden Stein schon im Bild sind.
Hier liegt der grosse Irrtum. Wenn Hausärzte oder Bergführer nicht über Fähigkeiten verfügen, die ihren Kunden einen Nutzen jenseits banaler Information bieten, dann sollten die Prinzipien der Marktwirtschaft auch greifen, und diese Dienstleister zum Wohle der Kunden auch aus dem Markt entfernen. Verfügen Hausärzte oder Bergführer aber über Wissen, die Vielfalt an Information dazu zu nutzen, Probleme zu lösen, bieten sie einen Mehrwert, den auch Google zukünftig niemals generieren kann. Wenn der Hausarzt die Symptome mit der individuellen Krankheitsgeschichte verknüpft und daraus mit seiner Erfahrung die optimale Behandlung ableitet, macht das genauso Sinn für den Kunden, wie der Bergführer einen für die aktuellen Witterungsverhältnisse sicheren Aufstieg und Abstieg wählt, indem er alle verfügbaren Informationen mit seinem Wissen verarbeitet.
Das Wissen, wie Information in der Wissensarbeit, also zur Problemlösung genutzt wird, wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Hier schreibt Marti Helg richtig: Während die Welt um ihn herum frenetisch chattet, hat der Spaziergänger offline Gelegenheit zum Denken. Vielleicht hat er dabei ja eine gute Idee. Die Verarbeitung der Information zu Wissen erfolgt immer noch in unserem Gehirn. Dazu braucht es Musse und Ruhe. Je weniger wir davon haben, desto mehr wird echtes Wissen zur Mangelware.
Viel Spass beim Spaziergang wünscht
der wissensarbeiter