Im Economist vom 11.03.2010 erschien in einem Special Report der Artikel Much to learn – Germany’s education system is a work in progress. Er zeigt auf, wie sehr das deutsche Bildungssystem immer noch auf die Industriegesellschaft ausgerichtet ist.
Ein Zitat: „And given that Germany produces far fewer university graduates than many comparable countries, some wonder whether the dual system is producing the right qualifications for the knowledge-based professions of the future. “The dual system is for 200 years ago,” says Alexander Kritikos of DIW, a research institute in Berlin. “You have to ask: is it still the right system if we want to be innovative?”
Diese Frage sollten sich die Politiker einmal stellen. Die Aussicht darauf ist allerdings ziemlich schlecht. Fragen solchen Ausmasses sind in der breiten Bevölkerung nicht vermittelbar und damit auch nicht wahlkampftauglich. Zu intellektuell, das gibt zu wenig Wählerstimmen. Ausserdem kostet so etwas Geld und die Resultate ernten wir erst sehr viel später. Und wie immer, nach der Wahl ist vor der Wahl. Vor allem wenn die permanent gemachten Umfragen nach der Beliebtheit der Politiker diese immer mehr in ihrem Handeln beeinflussen. Das ist der Grund, warum viele Politiker genauso kurzfristig orientiert sind, wie Manager von börsenkotierten Unternehmen.
… meint der wissensarbeiter
Die Number der Absolventen ist nicht alles. Man muss beachten, dass die Unis in vielerlei Hinsicht als Filter funktionieren, die einfach zwischen den mehr und weniger Begabten unterscheidet. Wenn man also, wie in meiner schwedischen Heimat, auf Teufel komm raus jeden eine Uni-Ausbildung beigeben möchte, ist das Ergebnis nicht notwendigerweise eine Verbesserung. Zumindest zwei Probleme entstehen: Ersten verschwindet die Filterfunktion. Zweitens müssen die Standards öfters gesenkt werden, um sicherzustellen, dass die meisten Immatrikulierten auch ihre Diplome bekommen.
Besser ist, sicherzustellen, dass die Unis Qualität liefert, indem sie filtern dürfen, und indem die Studenten tatsächlich gefordert werden.
[…] Jahr ca. 1 Million Menschen die Hochschulen mit einem Abschluss. Auch im Blogeintrag vom 12.März, Deutsches Schulsystem – ready for 21st century, habe ich mit einem aktuellen Artikel im Economist dieses Thema […]
Na ja, wenn man bedenkt, dass das mehrgliedrige Schulsystem einer Idee aus dem vorletzten Jahrhundert entstammt, scheint es nicht besonders zukunftsträchtig:
Im 19. Jahrhundert und bis in die 60er-Jahre war man der Auffassung, dass es genau drei Begabungstypen gibt; zwei bis drei Prozent der Bevölkerung sind theoretisch, fünf bis sechs Prozent technisch und 90 Prozent praktisch begabt. Diese Annahme erforderte wiederum auch drei Schulformen. Im Gymnasium fand sich die „Elite der Nation“ wieder, auf die Realschulen kamen diejenigen, die die Ideen dieser „Elite“ umsetzten und auf die Hauptschulen (früher Volksschulen) gehörten die zukünftigen „Arbeiter der Hand (und nicht des Kopfes)“.
Ready for the 21st Century? -Wohl kaum.