Grundsätzlich bezeichnet Wissensarbeit die Tätigkeit des Problemlösens. Dadurch, dass die Lösung nicht sofort aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann, muss diese in einem Suchprozess erarbeitet werden. Hierbei werden ständig Teillösungen erzeugt und auf ihre Brauchbarkeit hin bewertet. Dieser zyklische Prozess erfolgt so lange, bis eine Lösung gefunden wird, die den gestellten Anforderungen entspricht.

In der im letzten Eintrag erwähnten Dissertation von Gerhard Hube ist das zweifache Handlungsfeld das zentrale Modell zum Verständnis von Wissensarbeit, siehe auch S. 61 in [Hube2005]. Das sogenannte Referenzhandlungsfeld dient dabei zum Probehandeln. Probehandeln erfolgt ausschliesslich mental, d.h. das Erzeugen einer möglichen Lösung sowie deren Bewertung erfolgt unsichtbar für Aussenstehende. Sobald wir aufgrund der Komplexität der Problemstellung z.B. Notizen machen oder eine Skizze anfertigen, also äussere Mittel zur Reduktion der Komplexität einsetzen, handeln wir real im sogenannten faktischen Handlungsfeld. Oft sind diese faktisch erzeugten Resultate notwendige Zwischenergebnisse bzw. Teillösungen, die als Basis dafür dienen, wiederum im Referenzhandlungsfeld weitere Anforderungen in die fortlaufende Suche nach der endgültigen Lösung einfliessen zu lassen um eine noch bessere Teillösung zu finden. Dieser Wechsel zwischen Referenzhandlungsfeld und faktischem Handlungsfeld mit der Produktion sichtbarer Resultate erfolgt wie oben beschrieben so lange bis eine brauchbare Lösung gefunden wird.

Hiermit wird klar deutlich, dass Problemlösen ein iterativer und inkrementeller Prozess ist. Iterativ im Sinne eines kybernetischen Kreisprozesses, der abbricht, wenn die Lösung gefunden wurde. Inkrementell im Sinne einer Verfeinerung von Teillösungen zu der gewünschten Lösung durch Hinzufügen weiterer Anforderungen, die in vorhergehenden Iterationen noch unberücksichtigt waren. Damit die Anzahl der Sackgassen bei der Lösungssuche minimiert wird, besteht die grosse Kunst darin, neben der Auswahl guter Teillösungen, die Lösungssuche mit den richtigen Anforderungen zu beginnen und nach und nach die weiteren richtigen Anforderungen hinzuzunehmen.

Nehmen Sie doch mal diese Beschreibung von Wissensarbeit und überlegen sich, wie viel Wissensarbeit Sie in Ihrem Job wirklich machen! 

der wissensarbeiter

Eine Antwort »

  1. robertkana sagt:

    ja, wissensarbeit ist beinahe schon alles, und wir sind bereits wissensarbeiterInnen (auch ohne es zu wissen).

    das thema wissensarbeiterInnen ist wenig diskutiert, auch was die arbeitsbedingungen betrifft, die sich mit wissensarbeit verändert haben. die prozesse der leistungserbringung sind andere in der wissensarbeit (iterativ) als in einem linearen system der industrieproduktion.

    die schwierigen konflikte in unternehmen und organisationen orte ich in dem auseinanderklaffen von dem, was notwendig zu tun ist (wissensarbeit) und von dem, was organisationen an abläufen bereitstellen (und damit auch falsche erwartungen produzieren).

    lg robert kana

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