PM-Camp-ZuerichVon Freitag, 5. Juni bis Samstag, 6. Juni 2015 fand in Zürich das zweite Mal das PM-Camp statt. Die Veranstalter organisierten wiederum eine tolles Barcamp, das wie schon im letzten Jahr wieder im trendigen  25hours-Hotel stattfand. Insgesamt nahmen rund 45 Personen teil. Das ist natürlich nicht mit den Teilnehmerzahlen von Dornbirn vergleichbar, aber auch hier gilt die schöne BarCamp Regel, die besagt, dass diejenigen, die da sind, immer auch die Richtigen sind.

Am Freitag begann der Morgen nach der Einführung mit einer Keynote von Nadja Schnetzler mit dem Thema Umarme das Chaos. Es war ein Plädoyer für Flexibilität und Umgang mit Veränderung statt sturer Planung. Der Rest des Tages war dann alles dem eigentlichen BarCamp gewidmet. Inspiriert durch die Aktivitäten der letzten Wochen hier auf meinem Blog (Gibt es die perfekte Arbeitsumgebung für Wissensarbeiter? und Wissensarbeit in Grossraumbüros – macht das wirklich Sinn?) organsierte ich eine Session zum Thema optimale Arbeitsumgebung für Wissensarbeiter. Wir erarbeiteten eine Begriffslandkarte, die ich nachträglich noch mit Pfeilen annotiert habe. Die Pfeile bedeuten nur „steht in Beziehung zueinander“.

 ArbeitsumgebungMap
Durch Anklicken lässt sich die Begriffslandkarte vergrössern.
Es lassen sich sehr schön drei klare Anforderungen an die optimale Arbeitsumgebung ablesen:
  1. Wissensarbeiter befinden sich wechselweise in zwei unterschiedlichen Arbeitsmodi: individuelle Arbeit und Arbeit im Team. Das eine benötigt Konzentration, das andere lebt von Kommunikation.
  2. Wissensarbeiter wollen selbst entscheiden welcher Arbeitsplatz für Ihre persönliche Leistungsfähigkeit optimal ist: Büro, Homeoffice oder z.B ein Café.
  3. Egal wo Wissensarbeiter arbeiten, sie wollen bestimmen, welche und wieviel Information und Kommunikation sie benötigen, z.B. selbst entscheiden wann sie Email beantworten oder telefonieren und im Grossraumbüro durch Kopfhörer signalisieren, ich bin jetzt im Tunnel und nicht ansprechbar.
Dieser hohe Anspruch an Selbstbestimmtheit bestätigt, was im Manifest zur Neuen Arbeit formuliert wurde.
Auch der Samstag startete wieder mit einer Keynote. Bruno Gantenbein, ein Unschooling Pioneer in der Schweiz, erläuterte in seinem Referat mit dem Titel Auch Lernen ist in Evolution! wie und warum seine drei Kinder ohne Besuch einer staatlichen Schule aufwachsen. Auch am zweiten Tag nutzte ich die Gelegenheit, mit einer Gruppe interessierter Teilnehmer der Frage nach dem Lernen im Unternehmen nachzugehen. Der Vortrag über Unschooling hat mich dazu veranlasst, einmal die Frage zu untersuchen, inwieweit Unschooling auch im Unternehmenskontext funktionieren könnte. Auch in dieser Session erarbeiteten wir mit den Stattys wiederum eine Begriffslandkarte, bei der ich wie schon zuvor versuchte, Beziehungen zwischen den Begriffen herzustellen.
 LernenImUMap

Auch hier lässt sich durch Anklicken die Begriffslandkarte vergrössern.

Eine interessante Anmerkung kam von einer Mitarbeiterin eines Schweizer Softwareunternehmens. Als  die Firma noch ca. 100 Mitarbeiter hatte, war informelles Lernen dominant. Heute mit über 400 Mitarbeitern verteilt über vier Länder müssen gewisse Firmen-spezifische Standards z.B. bei neuen Mitarbeitern formell geschult werden. Bei Grossunternehmen wie zum Beispiel den grossen Banken passiert das Lernen sehr stark formell über E-Learning. Die Mitarbeiter erhalten periodisch gewisse E-Learning Module, die sie durcharbeiten müssen.
Auch hier kann man sehr gut schliessen, dass formelles Lernen aus der Sicht des Mitarbeiters sehr stark fremdgesteuert ist, während informelles Lernen dem Unschooling sehr nahe kommt. Beim Unschooling entscheiden die Kinder wann sie etwas lernen wollen, z.B. lesen. Im Unternehmen entscheidet der Mitarbeiter, wann er welchen Lernbedarf im Projekt hat. Selbstverständlich gibt es im Unternehmen hier gewisse Grenzen in der Freiheit, da zum Beispiel neue Mitarbeiter beim Onboarding Grundlagen über das Unternehmen lernen sollten um sich zurecht zu finden und um rasch produktiv zu sein. Hierzu kann selbstverständlich auch formelles Lernen eingesetzt werden.
Beim informellen Lernen haben wir auch das Thema Experimente oder Mini-Projekte besprochen. Softwareentwickler können heute sehr einfach und schnell z.B. ein neues Java Framework lernen. Software downloaden, installieren und ausprobieren. Die Entwicklungsumgebungen erlauben es sehr schnell Konzepte zu implementieren und zu testen. Das Feedback ist sehr schnell, der Compiler liefert Fehlermeldungen und die Lösung funktioniert oder eben nicht, alles eine Sache von Minuten, nicht Tagen oder Wochen. Daher ist das Lernen neuer Technologien heute nicht die grosse Herausforderung. Erfahrungsbasiertes Lernen im Projektmanagement ist weitaus schwieriger, da das Feedback von Massnahmen oder die Anwendung bestimmter Methodik mit sehr grosser Verzögerung eintritt. Ausserdem ist es immer nahezu unmöglich, nach sehr langer Zeit den Ursache-Wirkungszusammenhang noch zu erkennen.
Es war in meinen Augen eine rundum gelungene Veranstaltung. Ein Lob an die Organisatoren und an die Teilnehmer für die vielen interessanten Sessions und die wertvollen Beiträge jedes Einzelnen innerhalb der Sessions. Auf openPM befindet sich die Seite mit der Dokumentation der Sessions.

Eine Antwort »

  1. Danke für die Zusammenfassung und den Hinweis auf stattys – verblüffende Hilfe(!)mittel.
    Und auf das Camp an sich, mit der interessanten Domino-Rallye. Eine spannende Visualisierung von PM…

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