Hays hat nun den zweiten Teil der Studie mit dem Titel „Wissensarbeiter und Unternehmen im Spannungsfeld“ herausgebracht. Dabei wurden über 300 festangestellte Wissensarbeiter befragt.

Die 8 zentralen Erkenntnisse sind (zitiert aus dem Management Summary):

  1. Wissensarbeiter definieren sich nicht über feste Regeln und Prozesse, sondern benötigen Gestaltungsfreiheit und sind nicht an feste Zeiten und Orte gebunden.
  2. Selbstbestimmung und zeitliche Flexibilität sind aus Sicht der Wissensarbeiter Grundvoraussetzungen, um produktiv zu arbeiten.
  3. Wissensarbeiter sind in Bezug auf ihren Marktwert selbstbewusst und in hohem Maße wechselbereit. Ihre Loyalität gilt ihrer Tätigkeit, nicht ihrem Arbeitgeber.
  4. Unternehmen bieten oft noch keinen passenden Rahmen für den Austausch und die Vernetzung ihrer Wissensarbeiter.
  5. Datenbanken werden weiterhin als wichtiges Werkzeug für Wissensarbeit erachtet, Social Media dagegen vielfach noch mit Skepsis betrachtet.
  6. Für den Aufbau von Netzwerken und den Austausch setzen Wissensarbeiter vor allem auf herkömmliche Fachkonferenzen und Messen.
  7. Wissensarbeiter verlangen von ihrem Unternehmen dezidierte Unterstützung, um Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Viele Arbeitgeber kommen diesen Wünschen bislang kaum nach.
  8. Festangestellte Wissensarbeiter stehen der Zusammenarbeit mit externen Spezialisten positiv gegenüber und sehen eine produktivitätsfördernde Wirkung von Mixed Teams.

Drei der Erkenntnisse möchte ich hier aus meiner Sicht kurz kommentieren.

Die Punkte 1 bis 3 verwundern nicht, wenn man bedenkt, dass echte Wissensarbeit ein höchst individueller Denkprozess ist. Kollaboratives Problemlösen – also Wissensarbeit im Team – ist dann sehr effektiv, wenn Personen mit unterschiedlicher Expertise gemeinsam nach einer Lösung suchen. Erstens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass so ein Team erfolgreich ist, und zweitens lernen die Wissensarbeiter durch die Heterogenität im Team ausserordentlich viel. Daher wundert es auch nicht, dass im Punkt 8 Mixed Teams als produktivitätsfördernd  angesehen werden. Wie individuelle Wissensarbeit und Wissensarbeit im Team genau funktioniert, haben wir im Buch Software entwickeln mit Verstand ausführlich beschrieben.

Die Punkte 5 und 6 zeigen aber auch, dass Wissensarbeiter zum Teil sehr vorsichtig sind, wenn sie befürchten, durch die Nutzung von Social Media in ihrer Konzentration beeinträchtigt zu werden. Meine Erfahrung ist hier bei der Einführung von Yammer bei Zühlke, dass dies eines der grossen Hindernisse in der Akzeptanz von Social Media darstellt. Die Argumente dagegen reichen von „und das soll ich auch noch alles lesen“ bis „da ist zu viel dabei, was mich nicht interessiert“. Dabei ist es nur eine Frage der eigenen Einstellung, Social Media eben nicht wie Email zu verwenden, sondern ein paar mal am Tag vielleicht fünf Minuten zu spendieren und dem Zufallsprinzip folgend, interessante Informationen zu entdecken, ohne den Anspruch zu erheben, alles gelesen zu haben. Wenn man dann noch gut filtert und nicht jedem bei Twitter, Facebook oder Yammer folgt, ist der Wert von  Social Media sehr hoch. Aber das Umdenken muss hier noch stattfinden und es ist ein Paradigmenwechsel im Vergleich zu Email.

Nicht der Sender einer Nachricht entscheidet über die Empfänger sondern der Empfänger entscheidet darüber was ihn interessiert. Der Sender kann senden was er will. Genauso wie bei Radio, Fernsehen, Zeitschriften und Zeitung. Wenn wir keine Werbung oder keinen Fussball sehen wollen, schalten wir eben um oder aus.

Was mich ebenfalls sehr freut, ist die grosse Resonanz der Studie von Hays in den verschiedenen Online-Medien. Ich habe hier einmal eine Auswahl der Medien zusammengestellt. Es scheint so, als ob die Begriffe des Wissensarbeiters und der Wissensarbeit langsam in den Unternehmen angekommen sind.

Ich hoffe, die Politik erkennt auch baldmöglichst die enorme Bedeutung für die europäischen Länder und wir sehen bald im Fernsehen bei Günther Jauch, Anne Will und Maybrit Illgner Politiker, die sich mit der Zukunft der Wissensgesellschaft beschäftigen statt aus wahltaktischen Überlegungen heraus über Nebeneinkünfte der Bundestagsabgeordneten zu streiten.

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  1. Lieber Herr Dirbach,

    schön, dass Ihnen der zweite Teil der Studie gefällt! Weitere Ergebnisse aus der Befragung werden übrigens in der nächsten ebenfalls auf der Seite http://www.wissensarbeiter-studie.de/ veröffentlicht.

    Herzliche Grüße aus Mannheim

    Christina Wolf
    Social Media / Presse
    Marketing / Corporate Communications

    HAYS Recruiting experts worldwide

  2. […] in einem ausführlichen Interview befragt, bei denen ich ebenfalls dabei sein durfte. Im zweiten Teil wurden Wissensarbeiter in verschiedenen Unternehmen und im dritten Teil Führungskräfte befragt. […]

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