Bastian Wilkat, der einen interessanten Blog zum Thema New Work betreibt, hat vor einiger Zeit eine Blogparade zum Thema Die perfekte Arbeitsumgebung für Wissensarbeiter gestartet. Als Wissensarbeiter möchte ich dazu auch gerne einen Beitrag leisten.
Wenn man sich Gedanken über die perfekte Arbeitsumgebung für Wissensarbeiter machen möchte, kommt man nicht drum herum, klar und deutlich zu definieren, was man wirklich unter Wissensarbeit versteht. Hier auf meinem Blog habe ich einige Definitionen zu Wissensarbeit zusammengetragen. Wenn man sich die Definitionen anschaut, wird klar, dass bei Wissensarbeit die Komplexität der Aufgabe es erfordert, dass der Wissensarbeiter sich neues Wissen aneignen muss um überhaupt eine passende Lösung zu finden. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob jemand dabei am Computer arbeitet oder als Chirurg mit Säge und Meisel einen komplizierten Eingriff am Hüftgelenk vornimmt. Einzig und allein die Tatsache, ob die betreffende Aufgabe einen gewissen Neuartigkeitscharakter für die ausführende Person hat, entscheidet ob es Wissensarbeit ist oder Routinearbeit.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Wissensarbeiter in der Regel zwischen individueller Arbeit und kollaborativer Teamarbeit wechseln. Ein Redakteur, der einen Artikel zu einem bestimmten Thema verfasst, wird vielleicht zu Beginn das Thema mit Kollegen in der Redaktion besprechen, dann individuell recherchieren, möglicherweise einzelnes Material wiederum mit Kollegen diskutieren, dann wiederum alleine einen ersten Entwurf schreiben, diesen wiederum besprechen und so weiter bis der Artikel fertig ist. Ebenso arbeitet ein Softwareentwickler, der eine App entwickelt. Einen grossen Teil seiner Arbeit macht er individuell. Dennoch muss er sich mit anderen Personen wie zum Beispiel Designer und selbstverständlich seinem Kunden immer wieder absprechen und bei Fragestellungen mit diesen Personen gemeinsam Lösungen finden. Auch in Softwareentwicklungsteams arbeiten die Entwickler oft individuell, besprechen und diskutieren aber immer wieder in kleineren oder grösseren Gruppen einzelne Problemstellungen, die Expertise mehrerer Personen benötigen um Lösungen zu finden.
Dieser doch recht einleuchtende Aspekt zweier grundsätzlich unterschiedlicher Arbeitsformen wird nach wie vor von vielen grossen Unternehmen, die im Zeitalter der Industrialisierung steckengeblieben sind, völlig ignoriert. Denn es ist ja offensichtlich, dass beide Arbeitsformen auch unterschiedliche Anforderungen an die perfekte Arbeitsumgebung stellen.
Zitat aus dem oben erwähnten Artikel:
„Für die Arbeit im Großraumbüro gilt also: Wer die immer gleichen Vorgänge abwickelt, die sich quasi blind erledigen lassen, kann dort routiniert seine Arbeit erledigen. Bei anspruchsvollen Aufgaben mit geringen Routineanteilen braucht es hingegen Stille und Rückzugsmöglichkeiten.“
Individuelle Wissensarbeit benötigt Konzentration und Arbeiten ohne Unterbrechung von aussen. Nur wer sich mit einiger Tiefe in ein Thema hineindenken kann, ist in der Lage für eine Problemstellung auch Lösungen zu erarbeiten. Dazu benötigt es Zeit am Stück. Etwas, dass in Grossraumbüros nahezu unmöglich ist. Hierzu sind Einzelbüros oder kleinere Gemeinschaftsbüros, in denen nicht telefoniert werden sollte, viel besser geeignet.
Kollaborative Teamarbeit hingegen braucht einen Raum, in dem das Team einigermassen geschützt vor externen Störungen gemeinsam an einer Problemstellung arbeiten kann.
Das kann eine Sofaecke sein oder auch ein Meetingraum. Wichtig sind Möglichkeiten um das gemeinsame mentale Modell der Problemstellung sowie möglicher Lösungen für alle permanent sichtbar zu haben. Das kann zu zweit auf einem Laptop sein, ab drei Personen ist es allerdings wesentlich effektiver z.B. eine mit Filzstiften beschreibbare Wand zu verwenden, die für alle sichtbar ist und auf die auch jeder etwas hinzufügen kann.
Wissensarbeiter möchten gerne je nach Arbeitssituation die für sie optimale Arbeitsumgebung wählen. Gerade für individuelle Arbeit sollte dies auch im Homeoffice vom Arbeitgeber aus möglich sein oder, wenn der Wissensarbeiter das möchte, kann er auch mal sogenannte 3rd Places ausprobieren. Das können Cafés sein oder ein Co-Working Space. Wichtig ist nur, dass der Wissensarbeiter seine optimale Produktivität findet und ein Mindset besitzt, diese auch permanent zu hinterfragen und weiter zu verbessern.
Somit möchte ich zu folgendem Fazit zusammenfassen: Für mich gibt es nicht DIE perfekte Arbeitsumgebung für Wissensarbeiter generell. Je nach Arbeitssituation sollte der Wissensarbeiter die für sich bzw. das Team optimale Arbeitsumgebung wählen können. Jeder Wissensarbeiter balanciert damit permanent seinen Bedarf an Konzentration und Kommunikation aus. Perfekt ist die Arbeitsumgebung dann, wenn der Wissensarbeiter dies selbst bestimmen kann und nicht durch den Arbeitgeber in ein Arbeitsumgebungskorsett gezwungen wird, das seinem Anspruch an Produktivität überhaupt nicht genügt.
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