Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Deutschland hat ein schön gemachtes EBook zum Thema Arbeiten 4.0 veröffentlicht. Sie möchten damit einen Blick in die Arbeitswelt von heute und morgen werfen. Dabei möchten die Autoren aufzeigen, welche Trends die Veränderung der Arbeitswelt vorantreiben, was Arbeiten 4.0 wirklich bedeutet, welche zentralen Handlungsfelder sich daraus ergeben sowie die daraus resultierenden Herausforderungen des Sozialstaats diskutieren. Eine empfehlenswerte und gut lesbare Lektüre, die aber auch Eines offenbart: die deutsche Politik ist gar nicht schlecht in der Analyse der Trends und deren Auswirkungen, aber hoffnungslos überfordert in der Umsetzung gezielter Massnahmen. Das zeigt besonders das Kapitel über den Sozialstaat mit Begriffen wie Humanisierung der Arbeit und dem immer wieder geäusserten Wunsch, die Unternehmen müssen sich daran partnerschaftlich beteiligen. Leider funktioniert das von Aussnahmen abgesehen nicht. Die Politik hat hier wieder einmal vergessen, wie sehr sie in Wahrheit von der Wirtschaft und der Macht der Unternehmen getrieben ist. Unternehmen, besonders wenn sie an der Börse notiert sind, sind und bleiben auch in der nahen Zukunft gewinnorientiert. Alles andere ist Schönfärberei. Und mit der Nullzinspolitik von Mario Dragi werden Dividenden auf Unternehmensgewinne für Lebensversicherungen, private Rentenversicherungen und Geldanlage generell immer wichtiger um überhaupt noch eine Rendite zu erwirtschaften. Der Druck hohe Unternehmensgewinne zu erwirtschaften wird also speziell bei den grossen Unternehmen eher noch grösser als kleiner.

Der einzige Grund warum Unternehmen sich für Arbeiten 4.0 interessieren ist die Hoffnung auf mehr Innovation, die besten Mitarbeiter zu gewinnen und weiter an der Effizienzschraube zu drehen. Immer mit dem Ziel, höhere Gewinne in einer globalisierten Weltwirtschaft zu erzielen. Für Arbeitnehmer heisst das nichts anderes als sich persönlich damit zu beschäftigen, wie er oder sie als Wissensarbeiter auf einem Arbeitsmarkt attraktiv bleibt, der schnelllebiger, vielfältiger, aber auch ungewisser geworden ist. Jeder, der sich hier auf die deutsche Politik verlässt, hat eigentlich schon verloren. Dies zeigt zum Beispiel die im Grünbuch Arbeiten 4.0 erwähnte Dualisierung des Arbeitsmarktes.Wir erleben sowohl einen Zuwachs an hochqualifizierter Arbeit als auch im Niedriglohnsektor mit einfachen noch nicht automatisierbaren Routinearbeiten oder Dienstleistungen. Die Mitte der bis vor wenigen Jahren noch sicheren und ordentlich bezahlten Angestelltenjobs in der Mitte verschwinden langsam. Diese Entwicklung ist seit vielen Jahren sichtbar ohne eine grosse Reaktion der Politik. Stattdessen wurde und wird auch heute noch die hohe Erwerbsquote als Leistungsausweis der Regierung dargestellt.

Das Grünbuch Arbeiten 4.0 ist eine gute Lektüre um sich anhand einer einzigen Quelle über die Trends und Konsequenzen für den Arbeitsmarkt zu informieren. Wissensarbeiter sollten daraus schliessen, an ihren eigenen Fähigkeiten zu arbeiten um am Arbeitsmarkt zu bestehen. Und gerade in einer so schnelllebigen Welt wie heute spielen spezielle Kenntnisse zwar eine Rolle um eine bestimmte Stelle zu bekommen, für den langfristigen Erfolg darin entscheidet aber wie produktiv man individuell und im Team als Wissensarbeiter zum Erfolg des Unternehmens beiträgt und wie ausgeprägt die eigene Lernkompetenz entwickelt ist. Hierzu ist es wichtig zu verstehen, was Wissensarbeit ist (siehe Definitionen) und wie man sich ständig weiterentwickelt. Denn Arbeiten 4.0 wird hauptsächlich Wissensarbeit sein. Alles Andere (mit dem man einigermassen seinen Lebensunterhalt bestreiten kann) wird über kurz oder lang automatisiert.

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