Ende letzten Jahres habe ich mich mit Joël Luc Cachelin von der Wissensfabrik zu einem gemeinsamen Workshop getroffen. Das Ziel war es, eine Landkarte mit Begriffen zum Thema „New Work“ zu erarbeiten. Joël hat diese dann als Website mit einer interaktiven Begriffslandkarte umgesetzt, bei der die Beziehungen zwischen den Begriffen sichtbar werden. Beziehungen zwischen Begriffen bedeuten, dass diese sich gegenseitig beeinflussen. Zusätzlich stehen kurze Erklärungen zu jedem Begriff zu Verfügung. Interessant dabei ist, dass drei Begriffe besonders viele Verbindungen haben:
- Digitalisierung
- Ökonomisierung
- Gegenbewegung
Wenn man diese drei Begriffe in einen Zusammenhang der Wirkungen bringen möchte, lässt sich folgende Aussage formulieren:
sowohl die Digitalisierung der Arbeit als auch die Ökonomisierung der Arbeit verursachen eine Gegenbewegung. Dabei ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Digitalisierung und die Ökonomisierung gegenseitig verstärken. Dieses Verstärken ist jetzt eine Interpretation von mir und lässt sich so nicht direkt aus der Begriffslandkarte ablesen. Dennoch, die eigene Erfahrung lässt diese Interpretation zu, da eine verstärkte Digitalisierung der Arbeit – also z.B: Zusammenarbeit in virtuellen Teams – meist ökonomische Gründe hat, da z.B. Softwareentwickler in Indien günstiger sind als in Europa. Also die Ökonomisierung treibt die Digitalisierung. Genauso führen neuere Errungenschaften im Bereich der virtuellen Zusammenarbeit wie z.B. Enterprise Social Networks zu einer weiteren Ökonomisierung da räumlich verteilte Experten sehr schnell angesprochen werden können und nun virtuell Lösungsmöglichkeiten diskutieren können. Dies kann im Idealfall zu einer schnelleren Time-to-Market von neuen Produkten oder Dienstleistungen führen. Wenn das viele Unternehmen machen, wird die Time-to-Market von neuen Produkten immer kürzer. Die Arbeitnehmer haben damit immer weniger Zeit für die Entwicklung neuer Produkte und so treibt die Digitalisierung die Ökonomisierung der Arbeit an. Und dies mit allen Nebenwirkungen, die eine solche Ökonomisierung mit sich bringt: Beschleunigung, ständiges lebenslanges Lernen, Employability aufrecht erhalten, Stress, Entgrenzung der Arbeit usw.
Zur daraus resultierenden Gegenbewegung schreibt Joël:
„Die Gegenbewegung speist sich aus jenen, die dem zukünftigen Anforderungen des Arbeitsmarkts nichts gerecht werden wollen oder können. Zentrale Anliegen der Gegenbewegung sind weniger Geschwindigkeit, weniger Digitalisierung, weniger Ökonomisierung. Die Gegenbewegung setzt sich aus Opfern und bewussten Gegner zusammen, die nach alternativen Wirtschafssystemen beziehungsweise neuen Formen der (Erwerbs-)arbeit suchen.“
Versuchen Sie doch selbst mal Zusammenhänge in der Welt von „New Work“ mit der Begriffslandkarte zu erkennen und mit ihrer eigenen Erfahrung anzureichern. Daraus ergeben sich mit Sicherheit spannende Diskussionen, die Sie gerne hier als Kommentar zu diesem Blogartikel beginnen dürfen. Ich würde mich sehr darüber freuen.
[…] Cachelin von der Wissensfabrik arrangiert. Gemeinsam beschäftigt uns das Thema New Work. Aus der ursprünglich gemeinsam erstellten Concept Map haben wir uns dieses Mal mit dem Thema Fragmentierung von Arbeit beschäftigt und intensiv […]